Giacomo Puccini repräsentiert die fünfte Generation einer Musikerfamilie, deren Ursprung bis 1712 zurückreicht. Wie sein Vater, sollte auch Giacomo Kirchenmusik studieren und Organist werden, aber eine Aufführung von „Aida“ 1876 in Pisa begeisterte ihn für die Oper. Mit Hilfe seines Onkels, sein Vater war bereits früh gestorben, und eines Stipendiums besuchte er ab 1880 das Mailänder Konservatorium für drei Jahre und studierte bei Amilcare Ponchielli. Das Thema seiner Diplomarbeit, „Capriccio Sinfonico“ für Orchester, verwendete er später in seiner berühmten Oper „La Boheme“ wieder.
Auf Vermittlung und Ermutigung Ponchiellis schrieb er seine erste Einakt-Oper „Le Villi, die 1884 mit großem Erfolg in Mailand aufgeführt wurde und wegen der dramatischen Macht und der von Wagner beeinflussten wichtigen Rolle des Orchesters als bemerkenswert eingestuft wurde. Der Erfolg veranlasste den Verleger G. Riccordi einen Vertrag mit ihm abzuschließen, er wurde fortan auch Puccinis Berater und väterlicher Freund. Die Oper „Edgar“ war weniger erfolgreich, aber mit „Manon Lescant“ (1893, die er schrieb, nachdem er sich 1891 kleinen Fischerdörfchen Torre del Lago niedergelassen hatte, erreichte er seinen ersten internationalen Erfolg. Wie er selbst saqgte, ging er am See der passionierten Jagd auf Frauen, Wasservögel und Texten nach. Evira Bonture, mit der er 18 Jahre zusammenlebte und heiratete nachdem sie Witwe geworden war, verzieh ihm alle amourösen Abenteuer; sie wusste, dass verliebt sein für seine Kreativität lebensnotwendig war. Es ist sicher kein Zufall, dass acht seiner bestbekannten Opern Frauennamen im Titel tragen.
Seine folgenden drei Kompositionen brachten ihm Weltruhm: „La Boheme“ (1896), „Tosca“ (1900) und „Madame Butterfly“ (1904). In allen drei waren Luici Illica und Guiseppe Giacosa die Librettisten und Helfer. Mit „Fanciulla del West“ (Das Mädchen aus dem goldenen Westen) gelang ihm 1910 eine glänzende Metropolitan-Premiere; das amerikanische Opernhaus erlebte auch die Uraufführungen von „Il Trittico“(Tryptychon), „Il Tabarro“ (Der Mantel), „Suor Angelic“ (Schwester Angelika) und „Gianni Schicchi“ im Jahre 1918. Seine letzten vier Lebensjahre widmete Puccini seiner letzten Oper „Turandot“, die viele für sein größtes Werk halten. Sie basiert auf einem Stück „Turandotte“ von Carlo Gozzi. Die letzten beiden Szenen wurden von Franco Alfano anhand von Puccinis Aufzeichnungen vollendet, da der Meister bereits am 29. November 1924 in Brüssel gestorben war. „Turandot“ wurde 1926 in der Mailänder Scala uraufgeführt.Das Stück „Nessun Dorma” aus „Turandot“ errang internationalen Ruhm als Die Drei Tenöre (Carreras, Domingo, Pavarotti) es anläßlich der Fußball Weltmeisterschaft 1990 in Italien sangen. In der Folge wurde„Nessun Dorma” zu einer Erkennungsmelodie für Luciano Pavarotti.
Die Handlungen in Puccinis Opern sind relativ unkompliziert, so dass der Zuschauer, der die Worte nicht versteht, dennoch die Handlung erfasst. Er war ein Meister im Darstellen kleiner Leute. Helden und Schufte werden selten dargestellt (Tosca ist eine Ausnahme). Die menschliche Situation bewegt ihn immer wieder, was sehr oft im Schicksal seiner „Heldinnen“ dargestellt wird. Diese finden trotz Hingabe zu ihren Liebhabern ein von Schmerz geplagtes trauriges Ende. Diese Thematik taucht schon im „Il Tabarro“ auf; es heißt dort: “Chi ha vissuto per amore, per amore si mori“ (Wer für die Liebe gelebt hat, ist für die Liebe gestorben). Leidenschaft und Ausstrahlung sind weitere Kennzeichen seiner Musik, die auch seine ständige Melancholie, unter der er litt wiedergibt. Puccinis Gesamtkonzept ist ganz bestimmt in der Tradition der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts verwurzelt. Er nahm aber zeitgenössische Entwicklungen anderer Komponisten (z.B. Wagner und Stravinsky) wahr und teilte dem Orchester eine bedeutendere Rolle zu. Aber entsprechend der italienischen Tradition gebührte der Hauptfokus der vokalen Darstellung durch die Sänger.
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